Auch weiterhin: "Nein!" zum Ausbau des Flughafens!
 

"Szenarien"

Kontra

Die Presseverlautbarungen im April 2008 liessen wieder mal aufhorchen. Besteht jetzt etwa die Absicht, aus dem Mittelstreckenflughafen Stuttgart einen interkontinentalen Flughafen zu machen? Es ist wohl so, wie schon lange zu erwarten war:

Flughafenchef Fundel hat inzwischen realisiert, dass ihm bei weiter zurückgehenden Flugbewegungen in Bezug auf die zweite Start- und Landebahn die Felle davonschwimmen. In der Not startet er u.a. eine völlig abstruse Umfrage unter Gewerbetreibenden, mit der bevorzugte Flugziele im fernen Ausland erhoben werden sollen. Was würde ein (nicht auf den Fildern wohnender) Bürger auf die Frage, ob er es begrüßen würde, direkt von Stuttgart nach New York fliegen zu können, antworten? Etwa so, wie bei der Frage, ob man bei einer Erweiterung der Stadtbahnlinie U 7 nach Denkendorf die nächste Haltestelle 300 m vor der Haustüre haben wolle oder lieber 5 km entfernt. Die Flugziele, die in der Umfrage genannt sind, belegen jedenfalls eindeutig, dass der Flughafen die langsam aber sicher zurückgehende Nachfrage in Stuttgart durch mehr interkontinentale Verbindungen (über-)kompensieren will. Herr Fundel verstößt damit gegen eine klare Ansage der Vorgängerregierung, die Stuttgart als Mittelstreckenflughafen festgeschrieben hat und eben nicht als Flughafen für Langstreckenflüge. Die einflussreiche IHK träumt schon lange von einem Airport "Stuttgart International", womöglich hochtrabend sogar "Stuttgart Interkontinental". Schließlich sind wir mal "der Partner der Welt" gewesen. Von daher bedarf es keiner besonderen Phantasie, sich auszumalen, was hinter den Kulissen einvernehmlich zwischen dem Flughafenchef und der Landesregierung abläuft. Ein weiteres Indiz für diese These: jeder andere wäre von seinem Ministerpräsidenten, längst "zurückgepfiffen" worden. Wo hat es so was schon mal gegeben, dass der Chef eines Flughafens, der sich überwiegend im Eigentum des Landes befindet, offensichtlich völlig freie Hand hat, der Öffentlichkeit eine derart explosive Planung zu präsentieren? Da ist ohne jeden Zweifel Rückendeckung vorbesprochen! Der "Ausflug" des Regierungschefs nach Söllingen ist zwar sicherlich eine Folge des mächtigen Drucks, den der Widerstand auf Fildern und Umgebung bewirkt hat, gleichwohl ist er ein leicht durchschaubares Ablenkungsmanöver. Später wird dann der staunenden Öffentlichkeit erklärt, man habe ja seriös alle Alternativen geprüft, sei aber zu keinem anderen Ergebnis gekommen, als (leider)in Stuttgart eine zweite Startbahn zu bauen. Man kann weiter denken und dabei leicht erkennen, dass der Flughafenchef gerade deshalb ausgerechnet an diesen beiden (besonders unzumutbaren, da menschenverachtenden) Varianten festhält, weil nur diese ihm alle Zukunftsoptionen offen halten; z.B. eine dritte Start- und Landebahn - für zeitgleiche Parallelstarts oder Landungen - auf einem Airport "Stuttgart Interkontinental"? Zumindest scheint ein Aufblasen zu einem Langstreckenflughafen das gemeinsame Ziel des Regierungs- und des Flughafenchefs geworden zu sein. Weil es der einzige Weg für sie wäre, trotz der aktuellen Bedrängnis durch die zurückgehenden Zahlen den Ausbau doch noch durchsetzen zu können. Ohne Landerechte möglichst weltweiter Fluggesellschaften gibt es in Stuttgart kein Wachstum mehr, das eine weitere Startbahn rechtfertigen würde, weil:
  • die Bevölkerung Baden-Württembergs ab 2013 nachhaltig abnimmt;
  • zeitnah, schon wegen der CO2-Diskussion, die Kerosinsteuer kommen wird;
  • die (bezahlbaren!) Rohölreserven in nicht allzu ferner Zukunft zur Neige gehen, was Flüge zunehmend verteuern wird;
  • die Zahl der Billigflieger zwangsläufig weiter abnehmen wird;
  • Kurzstreckenflüge in Zukunft ganz entfallen müssen, da der ICE schneller ist und zudem direkt in die Zentren fährt;
  • der in Stuttgart besonders hohe Anteil an Privatfliegern problemlos durch Verlagerung auf naheliegende Flugplätze halbiert werden könnte.
Aber diesmal muss alles anders werden: die Menschen auf den Fildern lassen sich nicht mehr an der Nase herumführen. Wir verlangen die nachhaltige Sicherung unseres Lebensraums. Wir lassen uns nicht mit noch mehr Fluglärm zudecken. Wir pochen auf die Erhaltung unserer Gesundheit in einem von Lärm bereits heute überlasteten Gebiet. Wir wollen, dass unsere Häuser und Wohnungen wertbeständig bleiben! Daher keine zweite Start- und Landebahn - nicht im Norden und nicht im Süden! Frank Distel, Schutzgemeinschaft Filder