Eine Geschichte nicht-eingehaltener Versprechen.
Bereits in den 60er Jahren ist geplant, den Stuttgarter Flughafen zu einem internationalen Großflughafen auszubauen. Nach seinem Erfinder wird der von Beginn an sehr umstrittene Plan "Gerlach-Plan" genannt. Er sieht unter anderem vor, die damals bestehende Start- und Landebahn von 2.600 auf 4.300 Meter zu verlängern sowie eine zweite Start- und Landebahn mit einer Länge von 2.700 Metern diagonal zur ersten zu errichten. Im Endausbau ist eine Flughafenfläche von 1.000 Hektar vorgesehen. Diese Pläne werden aufgrund des schon damals sehr starken Widerstandes in der Bevölkerung aufgegeben.
Ministerpräsident Filbinger zur damaligen Debatte um einen eventuellen Ausbau: "Genug des guten Filderbodens".
Als Alternative zum "Gerlach-Plan" gibt es Überlegungen, einen neuen internationalen Flughafen für Stuttgart westlich der Landeshauptstadt bei Friolzheim zu errichten. Das Gebiet des dortigen Geissberg müsste dafür komplett geebnet werden. Nach Protesten wird dieses Vorhaben wieder verworfen und der bestehende Großflughafen in Echterdingen erweitert.
Am 24. Juni 1996 wird die noch immer aktuelle, auf 3.345 m verlängerte Start- und Landebahn für den Flugverkehr freigegeben. Damit geht - vorläufig - ein jahrzehntelanger Kampf zu Ende. Obwohl die neue Startbahn länger konzipiert wird als aus Sicherheitsgründen eigentlich notwendig, arrangieren sich die Anliegergemeinden mit dem Flughafen und tragen seitdem erfolgte Ausbaumaßnahmen kritisch, aber immer auch konstruktiv mit: die beiden neuen Terminals (2000 bzw. 2003), der Neubau des Luftfrachtzentrums (2001) oder auch die Westerweiterung (2006).
Denn bereits während des Planungs- und Erweiterungsprozesses für die heutige Startbahn verspricht der damalige Ministerpräsident Späth,
...hiermit sei definitiv Schluss mit dem Flächenverbrauch auf den Fildern ("Es wird keinen weiteren Flughafenausbau geben" - siehe dazu auch den Ministerratsbeschluss 1979).
Als zwischenzeitlich dann doch Überlegungen bekannt werden, eine zweite Startbahn zu bauen, erteilt der Späth-Nachfolger Teufel dem Thema eine ebenfalls klare Absage:
Spätestens nach dem Bau der neuen Landesmesse sei definitiv Schluss mit dem Flächenverbrauch auf den Fildern ("Ich halte mich selbstverständlich an die verbindlichen Zusagen, die wir vor zehn und fünfzehn Jahren im Zusammenhang mit dem Ausbau der Bahn gemacht haben" - Stuttgarter Nachrichten vom 3. Mai 2000).
Drei Ministerpräsidenten, drei Versprechen, drei maßlose Enttäuschungen für die Fildern: Da alle drei ihr Wort nicht halten, mündet der Kampf gegen den Ausbau des Flughafens für die - zunächst ungläubigen, inzwischen aber geschlossen für ihre Sache eintretenden - Betroffenen in eine neue Runde. Mit dem fundamentalen Unterschied, dass die Front der Gegner inzwischen weit über 200.000 Köpfe zählt.