Auch weiterhin: "Nein!" zum Ausbau des Flughafens!
 

Überwältigende Beteiligung an Großdemonstration

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Mehr als 15.000 Menschen haben an der heutigen Großdemonstration gegen den möglichen Bau einer zweiten Start- und Landebahn teilgenommen - und auf diese Weise ihren Protest gegen die unfassbaren Pläne des Flughafens zum Ausdruck gebracht. Vertreter jeder politischen Couleur sprachen sich auf der Abschlusskundgebung deutlich gegen den Ausbau aus. Nur die CDU war nicht vertreten.

"Das ist ein eindrucksvoller Schulterschluss", sagte Steffen Siegel, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft, angesichts der riesigen Schar von Demonstranten aller Altersgruppen. Dass sich mehr als die von den Veranstaltern erhofften 10.000 Menschen aufmachen würden, zeigte sich schon in Scharnhausen, einem der vier Ausgangspunkte für den Sternmarsch. Allein dort hatten sich an der Körschtalhalle 4000 bis 5000 Menschen zu einem Protestzug formiert.

Viele von hatten Transparente mit Aufschriften wie "Lärm macht uns krank". Andre Zimmermann, der Vorsitzende der evangelischen Kirchengemeinderats, stimmte die Menge ein. Die Pläne für eine zweite Start- und Landebahn und eine gleichzeitige Verkürzung des Nachtflugverbots seien "menschenverachtend". Alleine die Erstellung eines Gutachtens sei "ein Skandal".

Notfalls sei sogar ziviler Ungehorsam angesagt, um sich gegen diese "irrsinnige Idee" zu wehren, rief Frank Distel aus Ruit der Menge an der Körschtalhalle zu, ehe sich der lange Tross in Bewegung setzte. In vier organisierten Zügen starteten die Demonstranten aus Scharnhausen, Neuhausen, Bernhausen und Plieningen. Ihre Ziele waren die Höfe der Landwirte Bayha und Briem am Rand von Scharnhausen, und das mit Bedacht. Denn beide müssten abgerissen werden, wenn die Nordvariante für die zweite Piste gebaut würde.

Bei der Kundgebung auf dem Hagenbrunnenhof verurteilte Ostfilderns OB Christof Bolay die Pläne des Flughafens als "zerstörerisches Konzept". "Wir sind entschlossen, es mit jedem aufzunehmen, der uns unsere Heimat nimmt", sagte er und forderte Ministerpräsident Günther Oettinger auf: "Kommen Sie hierher und schauen Sie den Menschen in die Augen." Landrat Heinz Eininger sieht die Flughafen-Frage als "Bewährungsprobe für die Landesregierung". Hier müsse sie beweisen, ob sie es ernst meine mit glaubwürdiger Politik. Eininger war als einziger CDU-Vertreter ans Mikrofon getreten.

Alle CDU-Abgeordnete aus dem Kreis hätten aus terminlichen Grünen abgesagt, berichtete Gabi Visintin, Sprecherin der Schutzgemeinschaft. Die Menge quittierte dies mit Buh-Rufen. Sehr kämpferisch gab sich KAF-Vorsitzender Ingo Hacker. "Die Bewegung wächst. Wir werden von Tag zu Tag mehr." Er ist "felsenfest davon überzeugt, dass wir die Planungen stoppen können".Drei Forderungen stellte Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler (SPD): ein integriertes Flugverkehrskonzept für das Land, keine Flüge mehr unter 500 Kilometer und gleiche Besteuerung für alle Verkehrsträger. Winfried Kretschmann, Chef der Grünen im Landtag, verurteilte jede Form von umweltschädlichem Wachstum.

"Mein Herz und Kopf sagen Nein", meinte Ulrich Noll, der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion. "Wir brauchen Platz zum Leben und zum Arbeiten", sagte Siegfried Nägele, der Chef des Kreisbauernverbandes. Nach seiner Rechnung müssten für eine zweite Piste Ackerflächen geopfert werden, auf denen man Mehl für eine Million Laib Brot produzieren könnte. Schutzgemeinschafts-Chef Siegel erinnerte an einen Ministerratsbeschluss unter Ministerpräsident Lothar Späth, wonach die Pläne für eine zweite Startbahn "endgültig vom Tisch" seien. Statt eine neue Piste zu bauen, müsse der Flugverkehr auf ein "erträgliches Maß" zurückgeführt werden. Außerdem forderte Siegel ein striktes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.Mit der zweiten Startbahn sei die Lebensqualität ganz dahin.

Für Liane von Saurma-Jeltsch aus Denkendorf steht bereits heute fest: Wenn die Pläne umgesetzt werden, wird sie wegziehen. "Dann wird es unerträglich, hier zu leben." Am Flughafen zeigte man sich nicht überrascht von der Resonanz auf die Demo. "Die Zahl hatten wir erwartet", sagte Flughafensprecher Volkmar Krämer und verwies auf ähnliche Erfahrungen in München und Frankfurt. Dass auf diese Weise Kritik an der Machbarkeitsstudie geübt werde, sei legitim. Nur wehre sich die Flughafenführung gegen eine pauschale Verurteilung.

Quelle: Esslinger Zeitung vom 14. April 2008